Montag.
 
7. September 1997, 8.30 Uhr.
 
Eine kleine Dicke ist auf dem Weg nach Oberhausen.
 
Sie heißt Mathilde Moll, ist seit geraumer Zeit um die vierzig und trägt gern Leggins (quergestreifte) – in lindgrün.
 
Sie fährt einen azurblauen Morris Minor und arbeitet als Bewährungshelferin in Köln. In Oberhausen will sie einen ihrer Schützlinge in einer Therapieeinrichtung besuchen.
 
Daß sie am Spaghettiknoten, gleich hinter der Ausfahrt Wedau, in ihren Lieblingsstau gerät, verdirbt ihr die Spätsommersonnelaune nicht. Sie steht auf der A 3 Brücke, hoch über den Duisburger Rheinwiesen, und am liebsten würde sie aussteigen, um eine Weile der Schafherde zuzusehen, die in einiger Entfernung zufrieden grasend eine Weide mit Beschlag belegt.
 
Mathilde Moll freut sich auf den Besuch in der Therapieeinrichtung. Sie wird nette Kollegen wiedersehen, sie wird ihre Freundschaft mit "Sinatra" durch eine Packung Hefedrobs erneuern und...............................................................................................................................
 
sie wird prompt in der TESO mit ihren pinkfarbenen Pumps über eine Leiche stolpern.
 
Erwischt hat es den Arbeitstherapeut der Therapeutischen Einrichtung für Suchtmittelabhängige in Oberhausen (TESO). Er liegt tot in der Waschküche und ist offenbar an einer Überdosis gestorben. Eine blutige Spritze liegt unter der Waschmaschine neben dem Fundort der Leiche, und ein frischer Einstich findet sich im linken Arm des Toten. Obwohl die Bewohnerinnen und Bewohner der TESO (allesamt Junkies mit mehrjähriger Szenekarriere) in Bezug auf Drogen-Tote nicht gerade zimperlich sind, sorgt das Ableben des Arbeitstherapeuten doch für eine Menge Wirbel. Denn Karl-Heinz Rucharski war zweifellos der bestgehaßte Mann in der TESO und hatte mehr Feinde als Haare auf dem Kopf.
 
Auch die Teammitglieder der Einrichtung hätten ihn bedenkenlos für die Ekel-Alfred-Besetzung vorgeschlagen; er wäre einfach ein natural born actor für diese Rolle gewesen.
 
'Bloß gut', denken alle, 'daß der Mann sich selbst aus der Welt geschafft hat.'
 
Umso größer ist der Schock, als die Psychologin, Nina Faber, und Mathilde Moll den andere Teammitgliedern am nächsten Tag eröffnen, daß es sich bei dem Dahinscheiden des Kollegen doch nicht um Selbstmord, sondern vielmehr um Mord handelte.
 
Schließlich kommt es, wie es – bei Mord – nun einmal kommen muß: Die Kripo in Gestalt von Jakob Olettke erscheint auf der Bildfläche. Olettke ist 48 Jahre alt und seit Jahren Mitglied der Mordkommission Oberhausen.
 
Ein Anzugträger.
 
Zweifellos einer von der Sorte, die Anzüge unbedingt tragen sollten! In den Keller nämlich, in die Reinigung, zur Sammelstelle der Caritas - nur um Himmels Willen nicht am eigenen Körper! Denn der Anzug erfüllte offenbar in erster Linie einen Zweck: Er diente dem Kriminalbeamten als Ganzkörperknautschzone - und diese Aufgabe erfüllte er gut.
 
Als Jakob Olettke mit den Mitarbeitern des technischen Dienstes in der TESO erscheint, um die Waschküche, in der die Leiche gefunden wurde, einer peinlich genauen Untersuchung zu unterziehen, nimmt das Schicksal seinen Lauf.
 
Was Jakob Olettke gegen Sinatra hat und welche Rolle bei der Aufklärung des Falles ein Stapel Pornohefte, der dicke Gustav, das Restaurant Tanure und die TESO-Frauengruppe spielen, ist nachzulesen in Sinatras Revier (oder auszugsweise unter WWW.Li-Krimis.de).